Das Problem
Der Ausbau der Offshore-Windenergienutzung in Nord- und Ostsee ist ein wichtiger Baustein in der Energiewende und soll gemäß Zielsetzung der Bundesregierung naturverträglich erfolgen und die Ziele des Meeresnaturschutzes berücksichtigen. Ein wichtiger Bestandteil des marinen Ökosystems in der Nord- und Ostsee sind überwinternde Seevögel wie die geschützten Seetaucher.
Sterntaucher kommen in der Nord- und Ostsee bis zu einer Wassertiefe von 40 m vor und nutzen damit auch die für die Offshore-Windenergienutzung geeigneten Gebiete. Gleichzeitig reagieren Sterntaucher in ihren Überwinterungsgebieten in der Nord- und Ostsee sehr sensibel auf Hindernisse und Störungen wie Offshore-Windparks und Schiffsverkehr. Bereits im Vorgängerprojekt DIVER sowie in anderen Studien wurden großräumige Meidereaktionen auf Offshore-Windparks in der Deutschen Bucht bis mindestens 10 km Entfernung festgestellt. Dies liegt deutlich über zuvor angenommenen Werten. Dadurch kommt es zu Verlagerungen der Bestände in von Windparks weit entfernte Bereiche. Besonders betroffen ist hier das Vogelschutzgebiet „Östliche Deutsche Bucht“ in der deutschen Nordsee, in dem im Frühjahr Sterntaucher in hohen Dichten vorkommen.
Für den weiteren Ausbau der Offshore-Windenergie in der deutschen Nord- und Ostsee sind die erhöhten Meideabstände der Seetaucher und die daraus resultierenden Bestandsverlagerungen von hoher Relevanz und müssen bei der weiteren Planung berücksichtigt werden.
Bisher ist jedoch unklar, welche Auswirkungen die Habitatverluste durch Offshore-Windparks auf die Population der Sterntaucher langfristig haben. Durch die Verdrängung in weniger geeignete Habitate, die beispielsweise weniger Nahrung bieten, kann es zu Auswirkungen auf die Fitness der Tiere kommen. Es gibt jedoch bisher keine Studien zum Nahrungssuchverhalten dieser Art in ihren Überwinterungsgebieten. Im Vorgängerprojekt DIVER konnten bereits Bewegungsmuster im Rastgebiet untersucht werden, jedoch war die räumliche und zeitliche Auflösung der Daten relativ gering. Genaue Informationen zu Bewegungsmustern sowie Nahrungssuchverhalten der Tiere sind allerdings notwendig, um Aussagen über die Auswirkungen von Offshore-Windparks auf die Population und individuelle Fitness von Sterntauchern machen zu können.